Skizzenbuch (13): Tobi Dahmen

Acht Jahre sind eine lange Zeit. So lang arbeitete der in Utrecht lebende Tobi Dahmen an seinem umfangreichen "Fahrradmod", in dem er Autobiografie und Subkulturgeschichte miteinander verbindet. Wie man an den derzeitigen Reaktionen sehen kann, trifft er damit einen Nerv und spricht vielen aus der Seele, die ebenfalls Anhänger einer Jugendkultur waren, selbst wenn sie nicht Mod oder Skin waren. An der Entstehung von "Fahrradmod" konnte man auf der dazu gehörigen teilhaben, hier wird bis heute Seite für Seite vorveröffentlicht (immer mit einem passenden Musiklink).

Heute erlaubt Tobi Dahmen einen Blick in sein Skizzenbuch und erzählt vom Kritzeln, seinen bevorzugten Stiften und wie man 1969 Schals trug. Wie immer gibt es noch mehr Bilder ganz unten in der Flickr-Galerie.

Du hast ganz klassisch kritzelnd angefangen. Denkst Du heute manchmal an die Unbeschwertheit damals zurück?
Stimmt, dieses Zeichnen um des Zeichens willen verliert man ein wenig, wenn man das beruflich macht. Ich hab allerdings schon recht früh angefangen, Comics für eine Leserschaft zu zeichnen, meine Schulklasse, insofern hatte das schon früh einen Zweck. Aber ich war auch nie der grosse Skizzenbuchtyp. Man findet aber wieder zum puren Zeichnen zurück, wenn man mit dem Töchterchen zusammen malt. Das ist sehr entspannend.–

Ist Dir der Moment in Erinnerung geblieben, als Dir bewusst wurde, dass Du , zum Beispiel für eine Veröffentlichung, nicht nur „"kritzelnd", sondern ernsthafter an die Zeichnungen gehen solltest?
Das ging dann eben auch mit besagten Zeichnungen in der Schule los. Und gleichzeitig hat man ja auch die Vorbilder, denen man sich verbissen nähern will. Auftragsarbeiten hab ich auch schon früh gemacht, für Abifeten-Poster und Flyer, aber allzu ernsthaft waren die nicht, haha. Meine ersten offiziellen Comic-Veröffentlichungen waren ja für Werbekunden und die Roller-Zeitschrift Motoretta. Das war aber alles meist auch recht alberner Kram, die immer mit dem Holzhammer auf eine Pointe hinauslaufen mussten. So richtig angekommen bin ich eigentlich erst mit den ersten Comics für unser Magazin . Da konnte man dann endlich mal zeichnen, was einen auch selbst interessiert. –

Hast Du bei der Arbeit an „Fahrradmod“ gemerkt, dass Du besonders akkurat sein musst, was die Kleidung der Figuren angeht?
Szenegänger könnten da sehr empfindlich sein, gerade wenn sie so modebewusst sind. Ich hab da schon drauf geachtet, aber hätte auch noch viel mehr Arbeit in die Details stecken können, wenn ich die Zeit gehabt hätte. Die Szene ist ja recht divers, was die verschiedenen modischen Stile angeht, da hätte man noch mehr machen können. Aber ich wollte auch nicht zu sehr von der Handlung ablenken, was wahrscheinlich passiert wäre, wenn ich auf jeder Seite neue Paisley- oder Tartan-Muster präsentiert hätte. Ich habe aber auch hilfreiche Anmerkungen bekommen, zum Beispiel, dass es eine bestimmte Rollerbauart in dem Jahr noch nicht gab, man Schals um 1969 bestimmt nicht so getragen hat wie 2011 und andere Details. Dieses Feedback fand ich sehr wertvoll, ein Vorteil, wenn man sein Buch online vorveröffentlicht.

Wie arbeitest Du heute? Ausschließlich digital?
Die Seiten sind alle noch ganz klassisch per Hand mit Bleistift gezeichnet. Ab etwa der zweiten Hälfte habe ich mit Druckbleistift in verschiedenen Dicken (Staedtler 0,7 und 0,9) und Weichheitsgraden (2B und 4B) gearbeitet. Damit kann man viel akkurater arbeiten. Die Kolorierung habe ich dann am Rechner gemacht, wobei den Löwenanteil ja Carsten Dörr gemacht hat. Die Brushes von Kyles Art Brushes waren da ebenfalls sehr hilfreich. –

Machst Du Skizzen noch spaßeshalber oder nur projektbezogen?
Über die Arbeit an dem Buch hab ich einen Riesenspaß entwickelt, auch reine Illustrationen aus der Subkulturwelt zu erstellen, ich wünschte, ich hätte mehr Zeit, und könnte da noch mehr machen. Aber ich skizziere auch viel beim Telefonieren rum, und ab und zu speichere ich davon was ab, was ich den Leuten zusammen mit der Signatur in die Bücher zeichne. Aber man merkt schon, einen Hintergedanken gibt's beim Illustrieren, zumindest bei mir, wohl immer.

Tobi Dahmen im Netz: tobidahmen.de • •

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Alle Abbildungen © Tobi Dahmen

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